9. Kosten der Stiefkind-Adoption

Viel weniger als erwartet.

Zahlreiche Leser schrieben uns an wegen der zu erwartenden Kosten, wenn sie ein Stiefkind adoptieren. Die folgende Aufstellung beinhaltet meine finanziellen Aufwendungen, die ca. 2010 an unserem Wohnort im Landkreis München angefallen sind.

Dokumente und Abschriften (Abstammungsurkunden, Geburtsurkunden etc.): Pro erforderliche Urkunde 6 bis 7 Euro, insgesamt ca. 25 Euro.

Notar, der die Einwilligung des leiblichen Vaters bestätigt (bundesweit einheitlich): 25 Euro.

Notar für den Adoptionsantrag (bundesweit einheitlich): 65 Euro.

Beachten Sie bitte, dass Sie beim Notar auf alle Fälle persönlich vorsprechen müssen. Suchen Sie sich deswegen einen Notar in Wohnortnähe. Falls Sie in oder in der Nähe einer Großstadt leben, können Sie aus vielen Notaren wählen. Nehmen Sie den, den Sie am besten erreichen können, der am schnellsten einen Termin macht oder dessen Internetseite Ihnen am sympathischsten ist.

Dazu kamen bei uns noch Kosten für die Einwilligung des leiblichen Vaters. Wir haben einen Anwalt gebeten, diese für uns einzuholen. Das wäre aber eigentlich nicht nötig gewesen, da der leibliche Vater unserer Ansicht nach eher froh war, die Unterhaltsverpflichtung loszuwerden und gegen die Adoption keine Einwände hatte. Entweder Sie akzeptieren die Kosten für die anwaltliche Erstberatung von 175 Euro zzgl. Mehrwertsteuer (das ist der Maximalbetrag, der Anwalt kann auch weniger verlangen) zuzüglich Porto-/Schreibauslagen, oder Sie fragen den leiblichen Vater einfach selbst.

So oder so wird Ihr Notar eine entsprechende Urkunde verfassen. Das macht der Notar an Ihrem Wohnort, bei dem Sie auch den Adoptionsantrag stellen.

Ebenfalls dazu kommen die Kosten für die Untersuchung des Adoptierenden durch dessen Hausarzt. Wenn Sie regelmäßig zum Arzt gehen und erst ein halbes Jahr vorher zu einem großen Gesundheits-Check waren, könnte es eventuell passieren, dass sich der Hausarzt große Untersuchungen spart und Ihnen das Attest gleich so ausfüllt. Wenn der Arzt das verantworten kann, ist das gut. Eigentlich sogar besonders gut, denn die Kosten bewegen sich dann irgendwo im Bereich zwischen 10 und 20 Euro. Wenn der Arzt gerade Langeweile hat oder wenn Sie ihm nicht bekannt sind, dürften ein- bis zweihundert Euro anfallen für eine größere Untersuchung, ein Blutbild und Tests auf ansteckende Krankheiten etc.

Gerichtskosten und Aufwendungen für die Prüfung durch das Jugendamt entstehen – zumindest bei einer erfolgreichen Stiefkindadoption – nicht. Insoweit ist die Förderung von Familien durch den Staat mal richtig praxisgemäß.

Die kompletten Kosten für die Adoption meiner Stieftochter betrugen in unserem Fall weniger als 300 Euro, was mich extrem positiv überraschte. Auf einem der Formulare des Jugendamtes mussten wir mal unterschreiben, dass wir für alle entstehenden Kosten aufkommen werden. Hier können Sie beruhigt unterschreiben, denn diese Klausel ist bei einer Stiefkindadoption definitiv belanglos.

Beachten Sie bitte, dass die genannten Kosten nur für die Stiefkindadoption einer minderjährigen Person gelten! Wir wurden darauf aufmerksam gemacht, dass bei der Adoption eines älteren Stiefkindes die Vermögenswerte als Berechnungsgrundlage für die Kosten hergezogen werden, ähnlich wie bei einem Testament oder einem Ehevertrag. Die Kosten werden in diesen Fällen dann wesentlich höher liegen! Falls dieses Thema ansteht, sollten Sie es also keinesfalls aussitzen, sondern so früh wie möglich angehen.